»Mein Gatte, was bedrückt dich?«
Lieblich drang Ariadnes Stimme an seine Ohren, aber das alleine genügte nicht, seinen Zorn zu bannen.
»Es ist dieser Midas, König von Phrygien«, antwortete Dionysos. »Er und sein elender Streit mit Silenos.«
»Ah«, sagte Ariadne gelassen. »Du meinst den Streit, der Silenos entfacht hat? Indem er den König zu dessen Aussehen beleidigt hat?«
Dionysos winkte ab und blickte weiter durch das Wolkenfenster zur Erde herab. »Was erlaubt sich dieser Mensch, einem Gott zu zürnen? Säufer hat er ihn genannt!«
Nun schallte Ariadnes helles Lachen durch den Himmel. »Oh Liebster. Wie oft wurdest du dies bereits beschimpft? Und zu Recht!«
Sie schmiegte sich an ihn und strich sanft über seine gerötete Nase. Aber auch das heiterte Dionysos nicht auf, obschon er den Arm um ihre Hüften legte.
»Schön. Aber dieser Midas ist zu weit gegangen. Er mischte Wein in die Quelle, aus der Silenos zu trinken pflegt. Nun befindet sich mein Lehrmeister in den Fängen dieses Menschenkönigs.«
Ariadnes Gesicht wurde auf einen Schlag ernst. »Ist dem so? Und was planst du dagegen zu unternehmen?«
»Darüber zerbreche ich mir den Kopf, Liebste. Was schlägst du vor?«, fragte er und platzierte sanfte Küsse auf ihrer Schulter.
Sie strich ihm mit beiden Händen über die nackte Brust, das Gesicht weiterhin ernst. »Ich würde mit dem König reden. Bestimmt gibt es etwas, was dieser begehrt.«
»Ha«, sagte Dionysos grimmig. »Diese Menschen wollen immer nur dasselbe. Macht. Reichtum. Sex.«
Ein anzügliches Lächeln umspielte ihre Lippen. »Wahrlich. Aber bestimmt kannst du ihm eines davon geben, nicht wahr?«
Dionysos versank in ihren glänzenden Augen und nickte.
»Bestimmt.«
Gemeinsam tranken sie und liebten sich, dann fuhr Dionysos zur Erde hinunter. Am Hofe des Midas erschien er direkt im Thronsaal.
»Wer seid Ihr?«, fragte der Menschenkönig erbost.
Dionysos konnte Silenos seinen Kommentar nicht verübeln. Der Mann hatte wahrhaftig lange Ohren.
»Ich bin Dionysos, Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Ekstase. Ihr, König Midas, habt meinen Lehrmeister und Gefolgsmann in Gewahrsam.«
»Ha«, knurrte Midas. »Bequemt sich das Göttervolk an meinen Hof? Wohl wahr, Silenos sitzt in meinen Kerkern. Verdient, möchte ich meinen.«
»Euer Urteil interessiert mich nicht, Menschenkönig. Ihr sollt ihn gehen lassen.«
Midas Gesichtszüge wurden düster. »Ihr habt hier keine Macht, Dionysos. Ihr könnt mir keine Befehle erteilen.«
»Wahrlich nicht. Aber bestimmt können wir einen Handel beschließen?«
Nun lehnte sich Midas in seinem Thron zurück und kniff die Augen zusammen. »Einen Handel? Wie sähe ein solcher aus?«
Dionysos breitete die Hände aus. »Sagt mir, was Euer Herz begehrt und ich werde euch diesen Wunsch erfüllen.«
Was würde es wohl sein? Macht? Reichtum? Sex?
Ein hässliches Grinsen erschien auf Midas` Gesicht. »Was immer es sei?«
Dionysos blieb ruhig, innerlich jedoch spie er angewidert aus. Es war immer dasselbe mit den Menschen.
»Was immer es sei«, bestätigte er.
»Wohlan!«, sagte Midas und reckte das Kinn. »Ich wünsche, dass ein jeder Gegenstand, den ich berühre, sich in Gold verwandle.«
Reichtum, also.
»Dies ist Eure Wunsch?«, fragte er nach.
»Dies ist meine Bedingung. Erfüllt ihr sie, setze ich Silenos auf freien Fuß.«
Dionysos lächelte und hoffte, dass der armselige Menschenkönig die Häme dahinter nicht erkennen würde.
»Einverstanden.«

 

Warme, feingliedrige Hände krochen über seine Schultern zu seiner Brust und spielten mit seinem Brusthaar.
»Es ist kein ungewohnter Anblick für den Gott der Ektase, aber dennoch, Liebster: weshalb so gut gelaunt?«
Dionysos liess die Finger wandern und lehnte sich sachte zurück, um sich an Ariadnes Körper zu schmiegen.
»Silenos ist zurück«, antwortete er.
»Das weiß ich. Doch das alleine kann nicht der Grund sein.«
Sie kannte ihn zu gut.
Er deutete durch das Wolkenfenster zur Erde hinab.
»Ich ergötze mich dem Schauspiel.«
Sie legte ihr Kinn auf seine Schulter und spähte in Richtung seines Fingerzeigs.
»Ist dies König Midas?«, fragte sie. »Er scheint deinen Namen zu rufen.«
»So ist es«, bestätigte Dionysos. »Er will unseren Handel ungeschehen machen.«
»Weshalb? Gefällt ihm die goldene Statue denn nicht?«
Dionysos lachte rau. »Dies ist keine Statue, Liebste. Es ist seine eigene Tochter.«
»Oh«, stieß Ariadne aus, danach lachte sie und es klang wie das Plätschern eines klaren Bergbaches. »Oh, die Vermessenheit der Menschen.«
Er zog sie in seinen Schoss, wo er sie wild küsste. Doch sie bändigte seine Lust, indem sie in sacht mit einer Hand von sich schob. Gleichzeitig strichen ihre anderen Finger jedoch sachte übe seinen Nacken und sie wusste, wie wahnsinnig ihn dies machte.
»Und wirst du seinen Ruf erhören?«, fragte sie neckisch. »Dionysos ist nicht bekannt für seine Rachsucht.«
»Wahrhaftig nicht«, gestand er ein. »Ich werde ihn anhören.«
Er liess langsam seine Hände über ihren Körper wandern und strich schließlich die Tunika von ihren Schultern.
»Aber das hat Zeit.«