Hast du Zeit?
K (schüchtern): Hast du Zeit für mich?
J (gönnerhaft): Alle Zeit der Welt.
K (niedergeschlagen): Die guten Zeiten sind vorbei.
J (schockiert): Ach du liebe Zeit!
K (enerviert): Ja, der Zeitpunkt ist denkbar schlecht.
J (vorsichtig): Vielleicht ist die Zeit reif, neu anzufangen?
K (betrübt): Lieber würde ich die Zeit zurückdrehen …
J (belehrend): Verlorene Zeit fängt man nicht wieder ein, besser du nutzt die Zeit.
K (hoffnungslos): Wozu? Meine Zeit geht ja doch nur zu Ende.
J (ermunternd): Verzage nicht. Kommt Zeit, kommt Rat.
K (aufgebracht): Wessen Rat? Ich kann nicht weiter auf Zeit spielen.
J (sanft): Alles zu seiner Zeit.
K (erregt): Die Zeit drängt!
J (gutmütig): Von Zeit zu Zeit sollte man innehalten.
K (verzweifelt): Meine Zeit vergeht wie im Flug! Ach, könnte ich die Zeit nur stehlen!
J (tadelnd): Du hättest daran denken sollen, was Großmutter zu ihrer Zeit immer sagte: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.
K (skeptisch): Sie war ein Kind ihrer Zeit. Andere Zeiten, andere Sitten.
J (neckend): Und du hattest den Finger stets am Puls der Zeit?
K (einsichtig): Ich gebe zu, ich hielt mich für zeitlos.
J (nachdenklich): Die Zeit eines jeden rinnt.
K (geschlagen): Es ist schwer, die Zeichen der Zeit zu erkennen.
J (bestimmt): Im Laufe der Zeit werden wir es vielleicht lernen.
K (ergeben): Ich habe das Gefühl, die Zeit arbeitet eher gegen mich.
J (aufmunternd): Im Gegenteil: Die Zeit ist der beste Arzt.
K (zynisch): Und Zeit ist Geld, genauso wie der Arzt.
J (einlenkend): Und dennoch: Zeit bekommt man nicht für Geld zu kaufen.
K (ärgerlich): Du weißt, wer viel spricht, hat weniger Zeit zum Denken …
J (kühl): Ich denke, der Zahn der Zeit nagt an uns allen.
K (sarkastisch): Sagtest du nicht, die Zeit heilt alle Wunden?
J (zänkisch): Nur wenn man die Zeit nicht totschlägt.
K (stumm): …
J (stumm): …
K (ruhig): Ich glaube, es ist Zeit.
J (empathisch): Höchste Zeit.
K (versöhnlich): Ich hoffe für dich, das Zeitliche segnet dich nicht allzu bald.
J (hoffnungsvoll): Wir werden uns zeitig wiedersehen.
K (herzlich): Und dann … dann nehmen wir uns Zeit.
J (freudig): Alle Zeit der Welt.
Schreibt und liest querbeet im Phantastikgenre, wagt regelmässige Ausflüge in neue Gefilden und tut sich schwer damit, sich kurz zu halten.
Lucie
Spannend! Um Tamaras Frage aufzugreifen, wer die beiden sind, für mich wirken sie so, als ob sie sich sehr gut kennen. J ist eher sanftmütig und optimistisch und K scheint unglücklich mit der Situation zu sein. Vielleicht sind sie ein Geschwisterpaar oder zwei Freunde, die sich schon seit Kindesbeinen kennen?
Tamara Guidolin
Das ist lustig, dass du sagst, mir kam es eher so vor, als wäre J. der Mentor von K. Mir fehlt da einfach noch so ein bisschen ein Stups, wie das Verhältnis genau ist. Ich kann es mir nur schlecht vorstellen. Aber vielleicht liegt das auch an mir, ich brauche meistens noch eine optische Beschreibung der Protagonisten.
Carmen Capiti
Das ist ja wirklich spannend, wie ihr beiden das seht. Zuerst sollte es ein alter Mann und der Tod sein, die den Dialog miteinander führen, aber dann dachte ich, dass ich das Thema Tod doch schon etwas oft durchgewälzt habe. 😉
Danach wollte ich eigentlich gar nicht so genau definieren, wer die beiden sind und wie sie zueinander stehen.
Lucie Müller
@Carmen, der Tod würde immer noch gut passen, sei das jetzt auf Tamaras Verständnis des Verhältnisses oder auf meines 🙂
Tamara Guidolin
Hm, ein mutiges Unterfangen. Mir gefällt die Idee, mir ist nur nicht ganz klar, was das Verhältnis der beiden ist.
Carmen Capiti
Ja, das war dieses Mal definitiv ein Experiment. 😉