Er hebt mich auf und dreht sich um. Nein, nicht da hinein! Auf gar keinen Fall lasse ich das zu! Ich kralle mich an den Seiten der Öffnung fest und stosse mich ab, doch sein Griff ist fest und gnadenlos.

«Nein!», schreie ich. «Ich will nicht! Das könnt ihr nicht machen! Ihr …»

Er gibt mir einen brutalen Schubs und ich stolpere nach vorne. Sofort drehe ich mich um, doch er schlägt schon die Tür zu. Zwei Riegel werden vorgeschoben und das Gitter ist fest. Jetzt gibt es kein Entrinnen mehr.

«Ich will raus!», rufe ich. «Hey, ihr, hallo?!» Ich gehe zum Gitter und strecke meine Nase dagegen, aber niemand beachtet mich. Mein Gefängnis wird hochgehoben und ich werde nach draussen gebracht.

«Hey!», rufe ich. «Hey, geht’s noch?!»

Der Mann trägt mich über die Strasse zu einem glänzenden Monster mit einer komischen Buckelform. Na, toll, diese Dinger waren mir noch nie geheuer. Dieses hier macht keine Geräusche und bewegt sich auch nicht. Doch manchmal kommen sie knurrend auf einen zu. Kommen über deine Strasse und tun so, als gehöre sie ihnen!

Ich werde neben dem komischen Tier abgestellt und dann passiert etwas Unheimliches. Ein riesiges Maul öffnet sich.

«Hey! Hilfe!», schreie ich. «Ich will hier raus, ihr könnt mich nicht einfach hier lassen! Das ist gefährlich, ihr wollt doch nicht, dass ich …» Es ist zwecklos.

Die Menschen werfen dem Ungeheuer doch tatsächlich Dinge ins Maul! Sie stellen die Sachen hinein, als wollten sie es füttern! Warum füttern sie es? Das Maul klappt mit einem Krachen zu. Ich erschrecke und verziehe mich lieber nach hinten. Wenn ich nicht zu nahe an der Tür stehe, sieht es mich vielleicht nicht.

Wieder wackelt das Gehäuse. Ich werde um das Ungeheuer herum getragen. Die Frau zieht an seiner Seite und erzeugt eine Öffnung. Hat sie es verletzt? Der Mann schwenkt mein Gehäuse hindurch. Hey, halt, Stopp! Seid ihr wahnsinnig?!

«Hilfe! Hilfe! Hilfe!»

Mein Gefängnis wird wieder abgestellt. Ich befinde mich nun in einem dunklen Raum im Innern dieses Monsters und sehe rundherum nur grauschwarze Wände mit komischen Formen.

«Was passiert hier? Hey! So helft mir doch!»

Es dauert nicht lange, bis eine Öffnung auf der anderen Seite aufgeht. Ich sehe nicht viel, nur, dass die Frau ebenfalls ins Innere kommt. Warum macht sie denn das? Ist sie lebensmüde? Naja, vorhin schien sie nett zu sein, vielleicht sollte ich ihr einfach vertrauen. Oder auch nicht. Ich frage sie, was da abgeht und sie sagt etwas. Ihre Stimme ist freundlich und leise. Sie dreht an einem Ding in ihrer Hand und auf einmal rattert und vibriert alles.

«Hey!», rufe ich. «Sag mir endlich, was los ist! Ich habe Angst!»

Ein weiteres Geräusch erklingt. Etwas das… Doch, das erkenne ich. Die Menschen nennen es Musik. Es ist laute Musik mit einer ganz furchtbaren, menschlichen Quietschstimme und zusätzlichem Gebrumme im Hintergrund. Oh mein, Gott, oh mein Gott, oh mein Gott …

Die Frau hält ihre Hand vor das Gitter. Sie hat mich gehört.

«Ich will raus!»

Sie reagiert nicht, aber das Monster bewegt sich! Ich schnuppere kurz an ihr, scheint in Ordnung zu sein. Schon nimmt sie die Hand weg und ich bin wieder allein.

«Hey! Ich habe wirklich Angst!»

Die Frau fängt wieder an, zu reden. Sie redet und redet, aber ich verstehe sie nicht. Was macht sie mit mir? Wo bringt sie mich hin? Ich kauere mich auf den Boden meines Gehäuses, die mir nun wie ein grosser Schutzschild erscheint. Immer wieder landet ihre Hand vor dem Gitter und ich schnuppere, aber das hilft mir auch nicht weiter. Mir scheint, als verbringe ich Stunden in diesem vibrierenden, sich bewegenden Monster, in meinem kleinen Gefängnis mit dieser fremden Menschenfrau, die unablässig auf mich einredet. Sie klingt, als meine sie es gut, doch vielleicht ist das auch nur ein gemeiner Trick. Wäre ja nichts Neues, dass sie dich verarschen, wie die kleinen Menschen in meinem Zuhause es immer tun. Ich ziehe mich zurück und versuche, zu schlafen, doch es klappt nicht.

Das Ungeheuer hört auf, zu brummen. Die Frau geht hinaus, es knallt mehrmals und sie entfernt sich.

«Hey! Geht’s noch!»

Ich weiss nicht, ob sie mich hört, aber sie kommt zurück. Mein schützendes Häuschen wird hochgehoben und wackelt durch eine fremde Gegend. Ich sehe eine breite Strasse, hölzerne Wände mit Säulen an den Seiten und glänzenden Knöpfen in der Mitte, dann diese Kästen, aus der die Menschen einen Haufen Papier hervorkramen und schliesslich einen Garten und einen schmalen Weg. Eine grosse, gläserne Tür, fast wie bei mir zu Hause, geht auf. Die Frau trägt mich hindurch. Der Geruch da drinnen erschlägt mich fast. Es wackelt noch mehr, als sie einige Stufen hinauf geht, dann öffnet sie eine zweite Tür. Wärme und weitere fremde Gerüche schlagen mir entgegen. Die Box wird kurz abgestellt. Ich schaue hinaus, sehe aber nur die Frau, die ihre Schuhe auszieht. Noch einmal hebt sie mich hoch, trägt mich in einen anderen Raum.

Ich höre, wie sie die Riegel zur Seite schiebt. Das Gitter fällt herunter. Ist das eine Falle? Die Frau geht weg. Ich linse hinaus und sehe, dass sie sich zurückgezogen hat. Jetzt nur schnell raus hier! Oh, meine Güte, wo bin ich? Der Raum ist ganz schön gross! Weiter vorne gibt es eine Art Verschlag. Dort gehe ich hinein. Nach einer Weile sehe ich das Gesicht der Frau vor mir auf dem Boden. Sie sagt etwas. Sie wiederholt ihre Worte mehrmals und streckt die Hand aus. Ich sehe ein Lächeln auf ihrem Gesicht.

Scheint nett zu sein.