Altersempfehlung 16+

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Im Turmzimmer war es ruhig. Freia drehte sich einmal um die eigene Achse. Der Raum war spartanisch eingerichtet. Es gab lediglich einen Wandschrank und eine Kommode mit einem Waschbecken. Karaffen mit Wasser, das mit ätherischen Ölen versehen war, standen daneben.

Die Aussicht war schon spektakulärer. Weit unter ihr glitzerte das Meer in der Abendsonne. Möwen miauten auf ihrem abendlichen Fischfang. Von den Gebäuden am Fusse des Turmes drangen keine Geräusche zu ihr hoch.

In diesem Moment knarrte die Tür, als ein junger Mann sie schwungvoll öffnete.

Er trug wie sie ungebleichte Leinenkleidung. Blonde Locken kringelten sich bis auf seine Schultern. Sein Gesicht war offen und freundlich.

Wie vorgeschrieben, verbeugte sich Freia. «Es ist mir eine Ehre, das Ritual mit dir zu vollziehen.»

Der junge Mann machte ebenfalls eine elegante Verbeugung und sprach feierlich: «Die Ehre ist ganz meinerseits. Sollen wir beginnen?»

Freia nickte erleichtert. «Ja gerne.»

Aus einem Wandschrank holte sie eine Kiste. Der Junge Mann hatte indes einen Mechanismus in der Wand bedient. Ein Rumpeln ertönte über ihnen, als sich die alten Zahnräder langsam in Bewegung setzten. Ein Teil der Decke senkte sich ab und offenbarte eine steile Treppe. Kühle Luft strömte von der Öffnung herunter.

«Nach dir!», forderte der Junge Mann sie auf und nahm ihr die Kiste ab, damit sie die schmale Stiege hochklettern konnte. Die Sonne war bereits am Untergehen und färbte den mit kleinen Wölkchen gesprenkelten Himmel in einem leuchtenden Orange. Das flache Dach des Turmes mass vielleicht 5 Meter im Durchmesser und war im Zentrum abgesenkt.

«Kümmerst du dich um die Runen?»

Freia nickte, ging zur Kiste und holte einen Farbe enthaltenden Tiegel heraus. Schnell rührte sie die Pigmente an. Dann wählte sie einen dicken Pinsel, um den Rand der kreisförmige Absenkung mit Runen zu versehen. Ihr Partner legte inzwischen das Zentrum mit Fellen und Kissen aus.

Freias grösste Angst war es gewesen, beim Zeichnen einen Fehler zu machen. Doch die zahlreichen Stunden des Übens hatten sich ausgezahlt. Als sie in den Kreis trat, um von dort den Abschluss zu malen, flammten die Runen plötzlich in einem gleissenden Licht auf. Die erste Hürde war überstanden.

Mit klopfenden Herzen wandte sie sich zu ihrem Partner um. Dieser hatte sich bereits das Hemd über den Kopf gestreift und sass nun mit überschlagenen Beinen nur noch mit seinen Hosen bekleidet da. Die wohldefinierten Muskeln seines athletischen Körpers glänzten im sterbenden Licht der Sonne. Mit fahrigen Händen öffnete Freia ihre Bluse. Darunter trug sie lediglich noch ein Brustband. Sie erschauderte, als der Wind sie umspielte, jedoch nicht vor Kälte, sondern vor Aufregung über das unmittelbar Bevorstehende.

Freia liess sich ihrem Partner gegenüber ebenfalls im Schneidersitz nieder. Einem Impuls folgend wisperte sie: «Mein Name ist Freia.»

«Freut mich. Ich bin Kiran.» Der junge Mann deutete auf den Farbtopf neben ihr. «Sollen wir weiterfahren?»

Freia nickte.

Kiran tauchte einen Finger in die Farbe und begann Runen auf Freias Haut zu malen. Die Farbe war angenehm kühl und seine Berührungen sanft. Er fing bei den Armen an, schmückte dann ihren Torso und vollendete sein Werk mit einer Abschlussrune auf ihrer Stirn. Dabei kam er ihr so nahe, dass sie seinen warmen Atem auf der Haut spürte. Ein Kribbeln rieselte durch ihren Körper und nistete sich in ihrem Unterleib ein.

Als er fertig war, wiederholte Freia die Prozedur bei ihm. Viel zu schnell war sie damit jedoch wieder fertig. Froh darüber, dass das Ritual so präzise vorgegeben war, hob Freia ihre Handflächen, sodass sie ihre Finger miteinander verflechten konnten. Zusammen intonierten sie die heiligen Worte.

Freia spürte wie sich die Magie in ihr regte, ein schwaches Zittern, wie ein frischgeborenes Rehkitz, das noch nicht die Kraft zum Stehen hatte. Als Freia die Augen aufschlug, beugte sich Kiran bereits zu ihr vor. Seine Finger rutschten aus ihren eigenen heraus, wanderten ihre Arme hoch zu ihrem Nacken. Der jungen Frau schoss durch den Kopf, dass sie unendlich Glück hatte, das ihr Kiran zugeteilt worden war. Dann trafen auch schon seine weichen Lippen auf die ihren. Angestachelt von der erweckten Gabe begegnete sie ihm gierig. Als sich seine Lippen teilten und er ihre Zunge mit der seinen umtänzelte versorgte er die Quelle ihrer Magie mit mehr Energie. Aus dem kümmerlichen Haufen wuchs ein pulsierender Kern.

Hätte Freia die Augen nun geöffnet, hätte sie gemerkt, dass die Runen auf ihrer beider Haut aufleuchteten. Aber dieser Nebeneffekt des Rituals interessierten sie in diesem Moment nicht. Mit dem Erwachen der Magie war ein Hunger in ihr entstanden. Ein Hunger nach Nähe und Wärme. Als sie Kieran gierig ihren Körper entgegen presste, umfasste er sie mit seinen starken Armen. Freia vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und küsste seinen Hals, das Ohrläppchen und den Nacken. Währenddessen rieselten seine Hände über ihren Rücken. Als sie sich voneinander lösten und sich für einen Moment atemlos ansahen, fragte Kieran mit rauher Stimme: «Bist du bereit?»

Ehe Freia horchte ein letztes Mal in sich hinein. Da war sie, ihre Gabe, knisternd und voller Energie. Doch noch konnte die angehende Magierin nicht daraus schöpfen.

«Ja!», nickte sie, drängte sich wieder an ihn, gierig nach dem verlockenden Kontakt seiner Haut. Kierans Hände glitten zu ihrem Brustband und öffneten es geschickt.

Alle restliche Scheu und Zurückhaltung fiel nun von Freia ab und sie handelte aus purem Instinkt. Während sie immer leidenschaftlicher wurden, wuchs die Magie in ihr zu einer Feuersbrunst, die ihren Geist völlig in Anspruch nahm. Ihr Körper war zu einem Gefäss geworden. Beinahe konnte sie die Magie kontrollieren! Doch noch war der Damm nicht gebrochen. Angetrieben vom Verlangen nach der Kontrolle, schob sie sich auf Kieran. Als er in sie eindrang, ritt sie auf den Wellen der Magie, die pulsierend von ihrer Mitte ausgingen. Stöhnend erreichte sie den Höhepunkt und die Barriere brach. Magie flutete ihren Geist und zum ersten Mal auch ihren Körper. Überwältigt sank sie an seine verschwitzte Brust. Sie fühlte sich losgelöst, schwerelos, während die Macht in jeder Körperfaser vibrierte.

Nun war sie nicht nur eine Frau, sondern auch eine Magiern im Vollbesitz ihrer Kräfte.

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